Wallbox: E-Mobilität mit Komfort
31.03.2023
Aufladen, einsteigen, losfahren. So macht E-Mobilität Spaß. Voraussetzung sind gut erreichbare Ladestationen. Eine eigene Wallbox ist dafür sinnvoll.
Statt Tanken: Laden
E-Mobilität überzeugt aufgrund der positiven Effekte für die Umwelt, zudem ist das Aufladen eines E-Autos wesentlich günstiger als das herkömmliche Auftanken eines Fahrzeugs mit Benzin oder Diesel.
Während 100 Kilometer (km) mit einem herkömmlichen Benziner etwa 13 Euro kosten, bezahlst Du für die gleiche Strecke mit einem Elektroauto etwa 6,50 Euro, wenn Du an öffentlichen Ladestationen Strom tankst. Bist Du Eigentümer einer Photovoltaikanlage und lädst Dein E-Auto mit eigens erzeugtem Solarstrom auf, wird es noch günstiger für Dich: Dann kosten 100 Kilometer nicht einmal zwei Euro. Eine eigene Wallbox auf dem Stellplatz vor Deinem Haus ist also unter vielen Aspekten sehr praktisch.
Stromtankstelle Wallbox
Öffentlich zugängliche Ladestationen liefern die Antriebsenergie für unterwegs. Die Preise, die Du dort für das Aufladen Deines E-Autos bezahlst, unterliegen dem Wettbewerb und können vom Ladesäulenbetreiber frei bestimmt werden. Einzig für marktbeherrschende Unternehmen gilt das Verbot des Missbrauchs.
Mehr Unabhängigkeit und Kostenersparnis bietet Dir eine eigene Ladestation, die Dein Haushalt nutzt oder die Du mit Deinen Nachbarn teilst. Du kannst zwar Dein Elektroauto an jeder Haushaltssteckdose mit 230 Volt (V) und 10 Ampere (A) aufladen – empfehlenswert ist das einphasige Laden mit Wechselstrom allerdings nicht. Zum einen würde der Ladevorgang einer durchschnittlichen 50 Kilowattstunden (kWh) großen Autobatterie bis zu 14 Stunden betragen, zum anderen ist das Stromnetz des Hauses in der Regel nicht auf die hohe Dauerbelastung ausgelegt. Es drohen Überlastung, Überhitzung oder sogar ein Kabelbrand. Deshalb ist eine Wallbox als fest installierte Ladestation die ideale Lösung für Hausbesitzer oder Bewohner von Wohnanlagen. Ihr solltest Du besondere Aufmerksamkeit schenken.
Eine Wallbox ist keine Blackbox
Steht die Blackbox in der Psychologie für Verhaltensweisen, die sich im Verborgenen abspielen, sorgt eine Wallbox für Transparenz und Übersichtlichkeit: Mit ihnen kannst Du den Stromverbrauch überwachen sowie die Geschwindigkeit des Ladevorgangs steuern.
Welche Wallbox ist die richtige?
Ein Vorteil der Wallbox ist, dass Du Dein E-Auto schnell aufladen kannst. Wie schnell, hängt neben dem On-Board Charger in Deinem Fahrzeug auch von der Zuleitung zur Wallbox ab: Die Zahl der Phasen bestimmt die mögliche Ladeleistung und damit die Dauer des Ladevorgangs. Kannst Du alle drei Phasen des Anschlusses nutzen, lassen sich Ladeleistungen von 11 Kilowatt (kW) bei 16 Ampere und bis zu 22 Kilowatt bei 32 Ampere erzielen. Je höher die Ladeleistung, desto kürzer die Ladezeit. Selbst für größere Autobatterien reicht eine 11-kW-Wallbox für eine Ladung über Nacht aus.
Wallboxen mit einer maximalen Anschlussleistung von 11 kW musst Du bei Deinem örtlichen Netzbetreiber anmelden, für Wallboxen mit 22 kW benötigst Du eine Genehmigung. Seit März 2019 ist die Anmeldung laut Niederspannungsanschlussverordnung (NAV) Pflicht, um das öffentliche Stromnetz vor einer Überlastung zu schützen. Am besten, Du erkundigst Dich über die bei Deinem Netzbetreiber herrschenden Genehmigungsmodalitäten.
Wallboxen: smart und intelligent
Ein Schritt in Richtung maximaler Effizienz sind kommunikationsfähige Wallboxen in Zusammenspiel mit einem intelligenten Energiemanagementsystem. Das überwacht die Verbräuche im Haus und steuert automatisch den Ladevorgang: Deine Wallbox startet, wenn die Photovoltaikanlage einen Überschuss produziert. Das steigert den solaren Eigenverbrauch und Du optimierst Deine Stromkosten.
Die gängigen Wallboxen kosten je nach Hersteller zwischen 400 und 1500 Euro. Hinzu kommt die Wallbox-Installation, für die Du zwischen 630 und 2800 Euro einplanen solltest, je nachdem ob beispielsweise Wanddurchbrüche notwendig sind.
Aufgrund der Bedeutung für die Klimaziele wird E-Mobilität gefördert. Die Förderprogramme der KfW, die private Wallboxen und öffentlich zugängliche Ladestationen unterstützt haben, sind zurzeit ausgelaufen. Es lohnt sich jedoch nachzuforschen, denn auf dem Fördermittelmarkt ist erfahrungsgemäß immer viel Bewegung. So gibt es in einigen Bundesländern (z. B. in Nordrhein-Westfalen), Kommunen (z. B. Kreis Segeberg) und Städten (ab 2. Quartal 2023: München) individuelle Förderprogramme für Ladeinfrastruktur und Installationsleistungen.
Wallboxen für alle
Bist Du Eigentümer einer Immobilie, kannst Du laut Eigentümerrecht eine Wallbox überall auf Deinem Grundstück errichten. Deswegen ist die Planung und Installation einer Wallbox in diesem Fall unkompliziert. Du musst lediglich der Melde- und Genehmigungspflicht beim zuständigen Netzbetreiber nachkommen.
Eigentümer und Mieter von Wohneinheiten müssen dagegen einiges beachten, wenn sie sich eine eigene Ladestation auf ihrem Stellplatz wünschen.
So geht´s zur eigenen Wallbox
Bist Du Eigentümer oder Eigentümerin einer Wohnung in einem Mehrfamilienhaus, musst Du das Wohnungseigentumsgesetz beachten, wenn Du eine Wallbox in der Garage einbauen möchtest. Weil diese zum gemeinschaftlichen Eigentum zählt, können alle Eigentümer der Wohnanlage beim Einbau mitreden.
Gleichzeitig hast Du mit dem Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz (WEMoG), das unter anderem die Förderung der Elektromobilität voranbringen soll, das Recht, die Genehmigung für den Einbau einer Ladevorrichtung in der Tiefgarage oder auf dem eigenen Parkplatz der Wohnanlage zu verlangen.
Die Mitglieder einer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) dürfen lediglich den Umfang und die Gestaltung der Maßnahmen mitbestimmen. Du benötigst auf jeden Fall den Beschluss der Wohnungseigentümergemeinschaft.
Wenn Du Mieter oder Mieterin einer Wohnung bist, ist es nach dem Wohnungseigentumsmodernisierungsgesetz nun ebenfalls leichter, den Einbau einer Wallbox zu erwirken. Dafür sorgen Anpassungen und Harmonisierungen im Mietrecht.
So gehst Du vor
Bevor der Antrag bei den Wohnungseigentümern oder der Hausverwaltung gestellt wird, ist es sinnvoll, wenn sich Eigentümer oder Mieter mit anderen Mitgliedern der Eigentümergesellschaft oder Nachbarn austauschen. So lässt sich schnell feststellen, ob die Idee auch von anderen unterstützt wird. Je mehr Interessenten zusammenfinden, desto geringer werden die Kosten für Einzelne.
Findet Deine Idee die Zustimmung mehrerer Hausbewohner, sollte die Ladeinfrastruktur so geplant sein, dass sie erweitert werden kann. Auch ein Lastmanagementsystem, das die verfügbaren Reserven im Hausstromnetz auf die angeschlossenen Elektrofahrzeuge verteilt, ist im Fall mehrerer Interessenten notwendig.
Stellst du als Mieter den Antrag bei Deinem Vermieter oder Deiner Vermieterin, sollten zuvor wichtige Fragen geklärt sein. So ist es von Vorteil, wenn genau festgehalten ist, wem die Ladestationen nach dem Einbau gehören, ob Du bei der Auswahl des Anbieters ein Mitspracherecht hast oder Du als Mieter verpflichtet bist, bei Deinem Auszug den Rückbau vorzunehmen. Außerdem solltest Du die Haftung klären und die Frage, wie die Mehrkosten für die Gebäudeversicherung aufgeteilt werden.
Was die Kosten für den Ausbau der Ladeinfrastruktur in der gemeinschaftlich genutzten Garage angeht, sieht das WEMoG vor, dass die Wohnungseigentümer oder Antragsteller die Kosten für den Einbau der Ladestationen tragen.
So wird abgerechnet
Werden Ladestationen in einer gemeinschaftlichen Garage installiert und von mehreren Hausbewohnern genutzt, ist die individuelle Abrechnung des Ladestroms ein wichtiges Thema. Da der Gesetzgeber diese Parkmöglichkeiten als halböffentlich kategorisiert, unterliegen die jeweiligen Messeinrichtungen nicht dem Eichrecht. Für den halböffentlichen Gebrauch sind sogenannte MID-Zähler ausreichend und deutlich preiswerter. Sie besitzen ein europäisches Zertifikat, eine Eichgültigkeitsdauer von acht Jahren und bestimmen die Ladestrommenge ebenfalls verlässlich.
MID-Zähler werden zwischen Ladestation und Stromanschluss geschaltet, aber auch in Wallboxen integriert. Werden externe MID-Zähler genutzt, können sie bei einem Upgrade oder Defekt rasch und unkompliziert getauscht werden.
Im Gegensatz zur halböffentlichen Parkplatzsituation in einer gemeinschaftlich genutzten Garage, benötigen Unternehmen, die Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen oder Besucher und Besucherinnen ihre Ladestationen kostenpflichtig zur Verfügung stellen, Messgeräte, die geeicht sind. Doch geht es beim eichrechtskonformen Laden nicht nur um den Zähler, sondern um das ganze Ladesystem, für das der Hersteller ein Konformitätsbewertungsverfahren absolviert hat und das folgende Kriterien erfüllen muss:
- Die Abrechnung erfolgt in kWh.
- Das System speichert die Aufzeichnungen jedes Ladevorgangs dauerhaft.
- Nutzer und Nutzerinnen müssen die Abrechnungen zu jedem Ladevorgang jederzeit auf Echtheit überprüfen können.
Welche Installationsmöglichkeiten gibt es?
Möchten mehrere Parteien eines Mehrfamilienhauses Wallboxen nutzen, ist ein Lastmanagementsystem sinnvoll, damit mehrere Elektroautos ohne Probleme zur selben Zeit laden können. Es vermeidet teure Stromspitzen und eine Erhöhung des Leistungspreises durch den Energieversorger. Bei einer Lösung mit mehreren Ladepunkten muss jede Wallbox über einen Zähler verfügen, um sicherzustellen, dass auch derjenige den Strom bezahlt, der ihn bezogen hat.
Es gibt drei Möglichkeiten: Die Abrechnung über den Wohnungszähler, die über separate externe Zähler oder einen Gemeinschaftszähler. Welche Du nutzen kannst, ist abhängig von den örtlichen Gegebenheiten und der Zahl der Interessenten.
Installation über Wohnungszähler
Die Installation über Wohnungszähler ist eine einfache Möglichkeit, eine Ladestation einzurichten. Für diese Maßnahme sind keine neuen Zähler und keine Steuerung notwendig. Die Abrechnung erfolgt zum Hausstromtarif über den geeichten Wohnungszähler. Eine zusätzliche Zugangssicherung schützt die Wallbox vor unberechtigtem Zugriff.
Die Maßnahme ist allerdings nur dann geeignet, wenn sehr wenige Interessenten eine Wallbox nutzen möchten, denn der Nachteil dieser Lösung ist, dass für jede Wallbox eine eigene Leitung vom Stellplatz bis zum jeweiligen Zähler verlegt werden muss. Das macht die Kabelwege lang und teuer. Außerdem ist der Stellplatz immer mit der jeweiligen Wohnung gekoppelt und kann nicht separat vermietet werden.
Installation über separate Zähler
Ist die Installation über separate Messgeräte gewünscht, schließt der Elektrofachbetrieb jede Wallbox über einen eigenen Zähler eines Energieversorgers an. Dafür muss in erster Linie genügend Platz vorhanden sein. Bei kleineren Wohngemeinschaften mit bis zu zehn Parteien und insbesondere im Außenbereich kann diese Lösung sinnvoll sein. Ein klarer Vorteil des separaten MID-konformen Stromzählers für die Versorgung von Ladeinfrastruktur ist, dass Du Dir als Nutzer oder Nutzerin einen günstigen Autostrom-Tarif mit reduzierten Netzentgelten sichern kannst.
Installation über einen Summenzähler
Werden mehr als zehn Wallboxen eines Mehrfamilienhauses über einen Summenzähler versorgt, bekommt jede von ihnen einen Subzähler. Ein Lastmanager verteilt die Leistung optimal, ohne den Hausanschluss zu überlasten. Die Abrechnung erfolgt automatisch über ein Backendsystem (OCCP). Der Vorteil ist, dass deutlich weniger Platz benötigt wird und dass die Anzahl der Wallboxen, die angeschlossen werden können, unbegrenzt ist.
Diese Lösung überzeugt noch unter einem anderen Aspekt: Sie ermöglicht es den E-Autofahrern, die Stellplätze in der Tiefgarage willkürlich zu nutzen, denn die Zugangskontrolle und Identifizierung gelingt über RFID.
Für den Betrieb der gemeinsamen Anlage inklusive Strombelieferung, Lastmanagement und Abrechnung der Ladeströme ist ein Anlagenbetreiber notwendig. Das können der Vermieter oder die Vermieterin sowie externe Dienstleister sein.
Technische Voraussetzungen
Vor dem Hintergrund, dass einige Einzellösungen in einem Mehrfamilienhaus technisch nicht umsetzbar sind, ist es wichtig, im Vorfeld genau zu definieren, welche Ladelösung die Bedürfnisse der Gesamtheit am besten umsetzen kann. Elektrofachbetriebe sind hierfür die ersten Ansprechpartner. Sie setzen die Wünsche der Hausgemeinschaft mit der passenden Lösung um. Außerdem klären sie mit dem Netzbetreiber die verfügbare sowie mögliche Gebäudeanschlussleistung und können bei Bedarf eine Lastgangmessung, also eine Messung des Hausstrombedarfes über einen längeren Zeitraum durchführen.
Ist die Installationslösung umgesetzt, die zum Gebäude und den Wünschen der Bewohner passt, kannst Du Deine eigene Wallbox einfach und schnell in Betrieb nehmen. Dann heißt es für Dich: Aufladen, einsteigen, losfahren.
Quellen:
witty share: Wallbox fürs Mehrfamilienhaus m. Lastmanagement (hager.com)
Welche Wege gibt es die Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen? – FfE
Unabhängigkeitsrechner | HTW Berlin (htw-berlin.de)
Bundesnetzagentur – E-Mobilität
ISE Studie Stromgestehungskosten Erneuerbare Energien (ise.frauenhofer.de)