Renovieren: So wird deine Altbauwohnung zum Smart Home

27.02.2024

Es klingt reizvoll: Eine schöne Altbauwohnung mit Holzdielen, hohen Zimmerdecken und Stuckelementen wird dank der Nachrüstung von smarter Technik zu einem komfortablen Zuhause. Aber ist das überhaupt möglich, wenn du keine baulichen Veränderungen vornehmen darfst? Wir sagen dir, worauf du beim Renovieren achten solltest.

Wer in einem Altbau wohnt, genießt das unverwechselbare Ambiente der Gründerzeit, des Bauhausstils oder eines Lofts. Einen besonderen Charme gewinnt eine solche geschichtsträchtige Wohnung in Kombination mit smarter Technik. Ist die grundlegende Elektroinstallation auf dem aktuellen Stand, funktioniert das Renovieren unkompliziert. Viele steckerfertige Komponenten wie Heizkörperthermostate und digitale Zeitschaltuhren kannst du selbst einbauen. Anders sieht es bei der Installation von Funkaktoren aus. Weil sie an die Stromversorgung angeschlossen werden müssen, sollten nur Fachleute den Einbau vornehmen.

Smart wird deine Altbauwohnung in den Bereichen:

  • Beleuchtung
  • Beschattung
  • Heizung und Kühlung
  • Unterhaltungselektronik
  • Haushaltsgeräte
  • Sicherheit
  • Zutritt

Smarte Kommunikation über Funk

Die Kommunikation der Geräte miteinander macht aus deiner Altbauwohnung ein komfortables Smart Home. Führen sie von dir festgelegte Wenn-dann-Logiken automatisch aus, ist dein Zuhause intelligent. Eine Fensterbeschattung, die sich nach dem Sonnenaufgang richtet, ist ein Beispiel dafür. Damit dies gelingt, müssen sich die Geräte vernetzen können.

Eine Vernetzung smarter Geräte ist über Kabel oder Funk möglich. In einer Altbauwohnung kann die nachträgliche Verlegung von speziellen Leitungen jedoch herausfordernd sein. Doch du musst keine Wände aufstemmen, um smarten Komfort zu genießen. Die Lösung sind Smart Home-Systeme, die über Infrarot-Lichtwellen (Infra Red = IR) oder Funk (Radio Frequency = RF) funktionieren.

Diese funkbasierten Systeme sind auch deshalb praktisch, weil du sie jederzeit aktivieren, erweitern oder bei einem Wohnungswechsel mitnehmen kannst. Dafür ist es wichtig, auf smarte Komponenten zu setzen, die kompatibel sind. Systeme, die den gleichen Funkstandard nutzen, eigenen sich. Dann sprechen sie die gleiche Sprache und können miteinander kommunizieren. Wichtig bei der Auswahl des Funkstandards ist außerdem die Reichweite der Funksignale sowie die Sicherheit deiner Daten.

6 Funkstandards im Vergleich

Bluetooth

Ein großer Vorteil von Bluetooth ist die einfache Handhabung: Mit wenigen Klicks können zwei kompatible Geräte miteinander gekoppelt und die Daten so von Gerät A zu Gerät B übertragen werden. Smartphones, Tablets, kabellose Kopfhörer oder Computer-Mäuse nutzen diese Technik. In der Low-Energy-Variante ist das Bluetooth-Funkprotokoll zudem sehr energiesparend.

Wie WLAN nutzt auch Bluetooth Frequenzbandbreiten um die 2,4 GHz. Im Vergleich zu WLAN hat Bluetooth eine geringere Datenbandbreite und Reichweite. Die Steuerung von Smart Home-Geräten aus entfernten Orten ist mit Bluetooth nicht ohne weiteres möglich.

Beispiele:

GIRA 539403 System 3000 zur Bedienung und Programmierung der Raumtemperatur sowie Gira Jalousie- und Schaltuhren.

CASAMBI CBU-ASD Bluetooth Controller für dimmbare LED-Treiber mit 0-10V sowie 1- 10V oder DALI Dimming-Schnittstelle. Sie ermöglichen eine stufenlose Anpassung der Helligkeit.

EnOcean

Die EnOcean-Technologie funktioniert oft ohne Batterie und Kabel. Die Energie für die smarte Automatik wird in diesen Fällen aus Bewegungen, Licht und Temperaturdifferenzen gewonnen. Auch die piezoelektrische Energie, die entsteht, wenn man mit dem Finger eine Taste betätigt, ist eine Quelle. Eingebaute elektromechanische Energiewandler, winzige Solarmodule, Rotations- und Vibrationswandler setzen die entstehende elektrische Ladung in ein Funksignal um. Energy Harvesting heißt dieses Prinzip, mit dem sich bis zu 40 Prozent des Energieverbrauchs einsparen lässt.

Schalter, mit denen man die Lichtfarbe und -intensität, die Heizung, das Home-Entertainment oder Sicherheitssysteme steuern kann, funktionieren auf diese Weise. Auch Feuchtigkeits-, Temperatur- und Anwesenheitssensoren sowie Fensterkontakte benötigen als Energiequelle keine Batterie. Funkaktoren von ELTAKO sowie smarte Fenstergriffe von Hoppe sind Beispiele. Sie speichern sogar Energie, sodass ihre Funktionalität jederzeit für bis zu vier Tage gesichert ist.

Weil EnOcean-Schalter nicht an das Stromnetz angeschlossen sein müssen, können sie überall dort angeschraubt oder geklebt werden, wo man sie benötigt, zum Beispiel neben dem Sofa oder dem Bett. Bei einem Wohnungswechsel ziehen sie einfach mit um.

Damit eignet sich EnOcean optimal zur Nachrüstung. Ein beeindruckendes Beispiel ist die Semperoper in Dresden: Bei der Renovierung des in Teilen denkmalgeschützten Gebäudes wurden EnOcean-basierte Produkte eingebaut, weil Verkabelungen verboten sind.

Der EnOcean-Standard nutzt das lizenzfreie Frequenzband 868 MHz in Europa. EnOcean-Geräte werden systemübergreifend eingesetzt, denn über Gateways kann das Funksystem mit allen vorhandenen BUS-Systemen kommunizieren.

Thread

Thread und WLAN funken auf einer Frequenz von 2,4 Gigahertz oder höher und ermöglichen deshalb eine schnelle Übertragungsgeschwindigkeit. Wie Zigbee baut auch Thread ein Mesh-Netzwerk, in dem alle Komponenten miteinander kommunizieren. Mesh-Netzwerke erzielen damit eine hohe Reichweite, denn jedes Gerät mit permanenter Stromversorgung leitet Signale weiter. Im Gegensatz zu Zigbee setzt Thread allerdings keine Software-Schnittstelle in den Komponenten voraus. Deshalb sind sie auch herstellerübergreifend kompatibel. Zur Steuerung ist keine spezielle Basisstation oder Bridge notwendig. Es braucht lediglich ein Gerät, das als Schnittstelle zum Internet fungiert.

Thread bildet das Fundament für Matter, einem neuen, herstellerübergreifenden Smart Home-Standard.

WLAN

Die meisten Haushalte verfügen über einen DSL-Anschluss und einen WLAN-Router. Die Auswahl WLAN-fähiger Geräte ist sehr groß. Im Hinblick auf die Übertragungsgeschwindigkeit und die Reichweite innerhalb eines Mesh-Netzwerks ist WLAN vielen anderen Funkprotokollen deutlich überlegen.

Allerdings kostet die schnelle Übertragung großer Datenmengen viel Energie. Zudem kann es passieren, dass sich Netzwerke überschneiden, weil viele WLANs im selben Frequenzbereich arbeiten. Das kann Störungen hervorrufen.

Beispiele:

WLAN DALI Schnittstellenmodul zur Inbetriebnahme, Konfiguration und Steuerung eines DALI-Systems über WiFi, mittels Lunatone Software. Außerdem: Lampen, Zwischenstecker, Temperatursensoren von Shelly.

Zigbee

ZigBee verbinden viele Nutzer mit den Lichtsystemen von Philips Hue. Daneben unterstützt das Funksystem auch smarte Heizkörperthermostate, intelligente Rollladensteuerungen sowie smarte Steckdosen.

Ab Zigbee 3.0 sind die Geräte unterschiedlicher Hersteller weitgehend kompatibel. Jede Komponente im ZigBee-System bildet einen eigenen Netzwerkknoten, der Informationen empfangen und weiterleiten kann. Die typische Reichweite eines Zigbee-Knotens beträgt 10 Meter. Jedes neue Gadget erhöht also die Reichweite des Smart Home-Systems insgesamt.

Zigbee eignet sich gut für Umgebungen mit vielen kleinen, batteriebetriebenen Komponenten. Sie lassen sich auch ohne zusätzliches Gateway mit Alexa steuern. Ein Beispiel sind smarte Lichtschalter zur drahtlosen Bedienung von Philips Hue Lampen, z. B. Busch-Jäger Friends of Hue.

Z-Wave

Genauso wie bei Zigbee tauschen Geräte mit dem Funkstandard Z-Wave Informationen in einem Mesh-Netzwerk aus. Bis zu 232 Instrumente sind möglich. Jedes davon trägt zur Signalverstärkung und zur Erweiterung der Netzwerkabdeckung bei. Das Z-Wave-Funkprotokoll hat eine Mindestreichweite von 40 Metern, was eine umfangreichere Abdeckung als Zigbee bietet. In Europa arbeitet Z-Wave auf der 868,42 MHz Frequenz. Dieser Funkstandard ist weniger anfällig für Interferenzen mit anderen elektronischen Instrumenten. Außerdem durchdringt er Wände und andere Hindernisse in Gebäuden besser. Z-Wave bietet mit seiner 128 Bit AES-Verschlüsselung eine hohe Sicherheit. Ein Gateway als Verbindung ist erforderlich, wenn man Z-Wave-Komponenten per Handy oder Sprachassistenten steuern möchte.

Anwenderinnen und Anwender können auf mehr als 4.100 Produkte von über 700 Herstellern zurückgreifen, darunter Sender zum Schalten und Dimmen, zur Jalousie- und Lichtszenensteuerung sowie Funkempfänger von Busch-Jäger.

Die Brücke zwischen Geräten und Steuerungs-App

Sensoren erfassen Daten und senden sie an die Steuerungszentrale. Aktoren aktivieren Funktionen und setzen beispielsweise ein elektrisches Signal in mechanische Bewegung um.

Zu Sensoren zählen:

  • Lichtsensoren
  • Bewegungssensoren
  • Temperatursensoren
  • Tür- und Fenstersensoren
  • Luftqualitätssensoren
  • Rauch- und Kohlenmonoxidsensoren

Aktoren steuern unter anderem:

  • Smarte Leuchtmittel
  • Rollläden oder Jalousien
  • Heizkörper
  • Smarte Steckdosen
  • Lautsprecher
  • Türschlösser

Aus Altbau wird Smart Home

Bevor du dich für ein Funksystem entscheidest, lege fest, was dir dein Smart Home bieten soll: Möchtest du den Komfort einer Beleuchtung genießen, die automatisch reagiert, wenn du den Raum betrittst? Willst du die Sommersonnenhitze aussperren, indem Jalousien je nach Sonnenstand auf- und abfahren? Oder möchtest du per Heizungsthermostate Energie sparen?

Wenn dir das klar ist, findest du die passenden Produkte, inklusive der optimalen Übertragungsart. Wir empfehlen nicht alles auf einmal zu wollen, sondern bei deiner Smart Home-Einrichtung schrittweise vorzugehen und auf Hersteller zu setzen, die offene Systeme anbieten.

  • Wähle einen erprobten Funkstandard aus, der dein Hauptziel am besten unterstützt z. B. die Beleuchtung über Zigbee. Achte dabei auf möglichst breite Einsetzbarkeit der jeweiligen Systeme, Komponenten und Produkte.
  • Updates sind wichtig, um alle Funktionen und die Sicherheit auf dem neuesten Stand zu halten. Beim Kauf deines Smart Home-Systems solltest du Wert darauflegen, die Softwareupdates selbst vornehmen zu können.
  • Lasse die Komponenten von einer Fachkraft ans Stromnetz anschließen.
  • Richte dein Smart Home am Computer, Tablet oder Smartphone ein. Du wirst dabei angeleitet. Starte mit der Verbindung der Geräte.
  • Überprüfe die Funksignalstärke. Ist sie zu schwach, können Repeater das Signal intensivieren.
  • Mit einem Zwischenstecker beziehungsweise einer Funksteckdose kannst du auch ältere Geräte smart machen. Die Funksteckdose, mit der du dann die Stromzufuhr organisierst, kann je nach Modell programmiert, via App oder sogar per Sprachbefehl gesteuert werden.
  • Wenn in den Teilbereichen alles nach deinen Wünschen funktioniert, überlege, was dir noch wichtig ist und erweitere dein Smart Home allmählich.
  • Achte auch bei einer Erweiterung darauf, dass die Systeme und Protokolle zusammenarbeiten und kompatibel sind.

So viel kostet das Nachrüsten

Die Kosten für die einzelnen smarten Geräte wie Steckdosen, Thermostate, Kameras oder Türschlösser variieren je nach Hersteller, Qualität und Funktion. Zwischen 20 und 200 Euro kann der Preis für ein Gerät liegen. Wenn du Produkte suchst, die dir ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, beraten wir dich gerne.